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Institut für Erziehungswissenschaft Swiss Classroom Video Studies

Länderspezifische Ergebnisse

Auf der Basis der ermittelten Ergebnisse, die sich je auf verschiedene Dimensionen des Unterrichts beziehen, hat die internationale Auswertungsgruppe versucht, charakteristische Merkmale der Lektionsgestaltung herauszuarbeiten, die den Unterricht innerhalb der einzelnen Länder kennzeichnen und dessen Besonderheit im Vergleich zum Unterricht in den anderen Ländern ausmachen. Auf diese Weise wurde versucht, den Unterricht jedes Landes idealtypisch zu beschreiben.

Dimensionen der Beschreibung

Die Beschreibungen des typischen Unterrichts beziehen sich auf den Aufbau und den zeitlichen Verlauf der Lektion hinsichtlich der didaktischen Grobziele, der eingesetzten Sozialformen und der Stoffentwicklung bzw. Bearbeitung der mathematischen Inhalte.

Die Beschreibung basiert auf einer graphischen Zusammenfassung der Ergebnisse jedes Landes auf den drei Dimensionen im zeitlichen Verlauf der Lektionen, was eine Art Partitur des Unterrichtsverlaufs ergibt. Indem dabei alle Lektionen eines Landes übereinander gelegt werden, kann für jeden Zeitpunkt einer Lektion die (über alle Klassen hinweg) dominierende Sozialform, mathematische Aktivität und didaktische Zielsetzung abgelesen werden.

Die Partituren können aus Platzgründen nicht wiedergegeben werden, sie sind aber in der ausführlicheren Publikation enthalten (vgl. Reusser, Pauli & Waldis, in Vorb.). Auch die Ergebnisse der globalen Beurteilung der inhaltsbezogenen Unterrichsqualität, die auf der Basis von Teilstichproben ermittelt wurden, werden wegen ihrer begrenzten Reichweite in diese Beschreibungen nicht einbezogen.

Hauptergebnisse: Vergleichbare Grundelemente, vielfältig ausgestaltet

Die Ergebnisse zeigen, dass der Mathematikunterricht in den sieben Ländern trotz unterschiedlichem kulturellem Kontext eine Reihe von Gemeinsamkeiten aufweist. So ist in allen Ländern das Lösen von Aufgaben die zentrale Aktivität in den Lektionen, welche am meisten Zeit einnimmt. In allen Ländern wird ein Teil der Unterrichtszeit für die Repetition und Wiederholung von früherem Stoff investiert, ein weiterer Teil wird für die Einführung von neuen Inhalten und die restliche Zeit für das Üben und Vertiefen der neu eingeführten Inhalte verwendet. Auch finden in den Lektionen aller Länder periodische Wechsel der Sozialformen statt.

Die Mathematikstunden in allen Ländern scheinen sich damit weitgehend aus vergleichbaren Grundelementen zusammenzusetzen. Unterschiedlich und vielfältig ist jedoch die Art und Weise, wie diese Grundelemente in den einzelnen Ländern akzentuiert, zusammengesetzt und inhaltlich ausgestaltet werden.

Keines der sieben Länder hebt sich durch eine einzigartige, charakteristische Unterrichtsgestaltung von allen anderen Ländern ab. Am deutlichsten unterscheiden sich die japanischen Lektionen von den Lektionen der anderen Länder. Die Unterschiede betreffen in erster Linie Merkmale des mathematischen Inhalts bzw. der inhaltsbezogenen Aktivitäten. Ein relativ eigenständiges Profil zeichnet auch die niederländischen Lektionen aus. Hier betreffen die Unterschiede vor allem die didaktische Inszenierung der Lektionen, aber auch Besonderheiten der Aufgabenbearbeitung. Ebenfalls erwähnenswert ist, dass sich die Schweiz (wie auch Australien) in keinem einzigen der untersuchten Unterrichtsmerkmale von allen anderen Ländern abhebt.

Merkmale eines erfolgreichen Mathematikunterrichts

Die Frage, ob es kulturübergreifende, gemeinsame Merkmale gibt, die "erfolgreichen" Mathematikunterricht im Sinne guter Ergebnisse in internationalen Vergleichsuntersuchungen auszeichnen, kann auf Grund der vorliegenden Ergebnisse mit Nein beantwortet werden: Unter jenen sechs teilnehmenden Ländern, die mit guten Schülerleistungen aufwarten können, finden sich unterschiedliche Formen der Unterrichtsgestaltung.

Das zeigt besonders deutlich ein Vergleich des Unterrichts in Japan und Hongkong, den Ländern mit den jeweils höchsten Leistungen in Leistungstests. Zeichnet sich Unterricht in Japan aus durch zeitlich aufwändige, sorgfältige Einführung von neuen Inhalten anhand anspruchsvoller Probleme sowie durch anspruchsvolle Aktivitäten in der selbständigen Schülerarbeit, liegt das Schwergewicht der Lektionen in Hongkong weniger auf der Einführung als vielmehr auf dem Üben und Anwenden des neuen Stoffs, und dies in erster Linie anhand von repetitiven Übungsaufgaben.

Unterschiede innerhalb der einzelnen Länder wurden bei diesem Vergleich nicht berücksichtigt

Zu beachten ist, dass bei diesen übergreifenden Beschreibungen, die weitgehend auf der Ermittlung von Durchschnittswerten für die einzelnen Länder beruhen, mögliche Unterschiede zwischen verschiedenen Unterrichtstypen innerhalb der Länder nicht berücksichtigt werden. Für die Schweiz wurden solche weiterführenden Analysen im Rahmen der schweizerischen Video-Studie durchgeführt (vgl. "Ergebnisse Schweiz" und Reusser, Pauli & Waldis, in Vorb.).

Querverweis: Ergebnisse Schweiz

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