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Institut für Erziehungswissenschaft Swiss Classroom Video Studies

Tschechien

Charakteristisch für den tschechischen Unterricht ist das grosse Gewicht, das auf die Wiederholung von früherem Stoff – oft in Verbindung mit einer mündlichen Test- und Bewertungssituation für ein bis zwei Lernende – gelegt wird. Der Unterricht ist grösstenteils als Klassenunterricht organisiert, wobei relativ viele Einzelaufgaben gelöst werden, ergänzt durch Aufgabensets, mit Fokus auf der Anwendung von Prozeduren.

Didaktische Grobziele

Tschechische Mathematiklektionen beginnen in der Regel mit einer ausgedehnten Repetition früherer Inhalte. Diese Zielsetzung wird mehrheitlich während mindestens einem Drittel der Lektion verfolgt; oft dauert die Wiederholungsphase aber auch bis zur Lektionsmitte. Insgesamt nimmt die Repetition von früherem Stoff 58% der gesamten Unterrichtszeit ein – ein Anteil, der grösser ist als in allen anderen Ländern mit Ausnahme der USA. Alle tschechischen Lektionen weisen eine Repetitionsphase auf. In dieser Phase werden kaum Hausaufgaben besprochen, sondern es geht um die gezielte Wiederholung von früherem Stoff. Oft ist dies verbunden mit einer Bewertungssituation für einzelne Schüler und Schülerinnen. Diese lösen je eine Aufgabe an der Tafel (was mit einer Note bewertet wird), während die übrige Klasse entweder zuschaut oder auch die Aufgabe am Pult selber löst.

In der zweiten Hälfte der Lektion wird im Klassenunterricht neuer Stoff eingeführt, und die letzten 20% der Lektion dienen dem Üben und Anwenden des neuen Stoffs durch das Lösen von Aufgaben.

Sozialformen

Dominante Sozialform in den tschechischen Lektionen ist der Klassenunterricht; er nimmt 61% der Lektionszeit ein. Selbständige Schülerarbeit nimmt mit 21% nur einen kleinen Teil der Lektionszeit ein und ist in der Regel Einzelarbeit (92% der individuellen Schülerarbeit). Eine dritte Sozialform, die vor allem in den tschechischen Lektionen beobachtet werden kann, besteht darin, dass ein Schüler oder eine Schülerin eine Aufgabe öffentlich löst (z.B. an der Wandtafel), während die Mitschüler und -schülerinnen an ihren Pulten arbeiten. Diese Sozialform kann während des ganzen Lektionsverlaufs auftreten und deckt durchschnittlich 18% der Lektionszeit ab.

Inhaltsbezogene Aktivitäten

Tschechische Lektionen beginnen oft mit einer kurzen Phase, in der keine Aufgaben gelöst werden. Oft wird in dieser Phase die Zielstellung der Lektion erläutert; eine Zielformulierung findet sich in 91% aller tschechischen Lektionen. Auch am Schluss der Lektionen findet sich oft eine kurze Sequenz, in der keine Aufgaben gelöst werden.
In den tschechischen Lektionen wird etwas mehr Zeit für das Lösen von Einzelaufgaben eingesetzt (52% der Lektionszeit) als für das Lösen von Aufgabensets.

Durchschnittlich werden pro Lektion 13 Einzelprobleme bearbeitet – mehr als in den meisten anderen Ländern. Die Aufgabenanalyse zeigt, dass die gelösten Aufgaben grösstenteils in mathematisch-formalem Format ohne Alltagsbezug präsentiert werden (81%).

Das Anspruchsniveau in Bezug auf die prozedurale Komplexität der Aufgaben ist mehrheitlich tief (64% der Aufgaben); 25% der Aufgaben weisen eine mittlere und 11% ein hohe Komplexität auf. Der grösste Teil der selbständigen Schülerarbeit wird für repetitives Üben eingesetzt (81%) – ein Anteil, der im Vergleich deutlich höher ist als jener in japanischen (28%) und schweizerischen (62%) Lektionen und nur von den Lektionen in Hongkong noch übertroffen wird (84%). Weiter gehende Aufgabenanalysen zeigen ferner, dass der Fokus der Aufgabenbearbeitung mehrheitlich auf dem Einüben von Prozeduren liegt.

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