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Kennzeichnend für Hongkong sind kurze Lektionen (Median = 36 min, Mean = 41 min), die vorwiegend in straff geführtem Klassenunterricht abgehalten werden, wobei die Einführung und Vertiefung von neuem Stoff mit einem Fokus auf dem Vermitteln und Einüben von Prozeduren im Vordergrund steht.
Obwohl in Hongkong der Repetition von früherem Stoff mit insgesamt 24% der Unterrichtszeit im Vergleich zu anderen Ländern eine relativ geringe Bedeutung zukommt, enthalten 82% der Lektionen eine entsprechende Sequenz, und 77% der Lektionen beginnen mit einem Rückblick auf früher behandelte Inhalte, was gemäss Aussagen von Experten aus Hongkong oft als Anknüpfungspunkt für die Einführung des neuen Stoffs dient. Den grössten zeitlichen Anteil machen in den Lektionen aus Hongkong jedoch die Einführung und Vertiefung des neuen Stoffs aus, wobei für beides ungefähr gleich viel Zeit aufgewendet wird. Aussagen lokaler Experten und Expertinnen bestätigen, dass der Vertiefung des neuen Stoffs – im Sinne einer Konsolidierung – im Mathematikunterricht in Hongkong eine wichtige Rolle zugeschrieben wird.
Während des grössten Teils (drei Viertel) der Lektion arbeitet die Lehrperson mit der ganzen Klasse, auch während der Vertiefungsphase. Die wenigen Phasen selbständiger Schülerarbeit können verteilt auf die ganze Lektion vorkommen, d.h. anders als in einigen teilnehmenden Ländern wie z.B. Australien, den Niederlanden oder der Schweiz kann keine Häufung von selbständiger Schülerarbeit in der zweiten Hälfte der Lektionen beobachtet werden.
42% der Lektionen in Hongkong beginnen mit einer Phase, in der keine Aufgaben gelöst, sondern Konzepte erläutert, ein Überblick über die Lektion oder andere Informationen vermittelt werden. Während der ersten Hälfte der Lektion werden vor allem Einzelprobleme bearbeitet. Das Lösen von Aufgaben dient in den ersten 20% der Lektionszeit vor allem der Wiederholung, anschliessend der Einführung neuer Inhalte und in der zweiten Hälfte der Lektion dem Üben der neu eingeführten Inhalte. In der Übungsphase werden sowohl Einzelprobleme als auch Aufgabensets bearbeitet, und dies sowohl (und häufiger) im Klassenunterricht als auch in selbständiger Schülerarbeit.
Aufgabenanalysen zeigen, dass ein vergleichsweise hoher Anteil der bearbeiteten Aufgaben (83%) ausschliesslich mathematisch-formal präsentiert wird; Aufgaben mit Alltagsbezug finden sich eher selten.
Das Anspruchsniveau der Aufgaben in Bezug auf die prozedurale Komplexität ist mehrheitlich tief (63%); 29% der Aufgaben weisen eine mittlere und 9% eine hohe Komplexität auf. Weiter gehende Aufgabenanalysen zeigen, dass der Fokus der Aufgabenbearbeitung in den Lektionen in Hongkong vor allem auf dem Einüben von mathematischen Prozeduren liegt.