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Institut für Erziehungswissenschaft Swiss Classroom Video Studies

Beurteilung der inhaltsbezogenen Unterrichtsqualität

In einer separaten Analyse wurde versucht, die inhaltlich-didaktische Qualität einer Teilstichprobe von je 20 zufällig ausgewählten Lektionen pro Land einzuschätzen (ohne Japan). Die Beurteilung wurde von einer Gruppe von Experten und Expertinnen der Mathematik und Mathematikdidaktik vorgenommen. Sie erfolgte auf Grund von ausführlichen schriftlichen Lektionsprotokollen, so dass die beurteilenden Experten nicht wissen konnten, aus welchem Land die einzelnen Lektionen stammten. Erfasst wurde u.a. die inhaltliche Kohärenz der Lektion als Ganzes, die Vermittlungsqualität sowie das Ausmass der kognitiven Aktivierung der Lernenden. Beurteilt wurde anhand einer 5-stufigen Skala, wobei 1 die schlechteste und 5 die beste Bewertung darstellt. Da diese Beurteilungen auf einer kleinen Teilstichprobe beruhen, haben diese Ergebnisse nicht den gleichen Stellenwert wie die anderen Ergebnisse der TIMSS 1999 Video-Studie.

Beurteilung der inhaltlichen Kohärenz

Wie kohärent ist der Aufbau der Lektion? Wie hängen die einzelnen Elemente oder Komponenten zusammen? Lässt sich eine sinnvolle thematische Strukturierung des Unterrichtsstoffs erkennen? Aus Abbildung 1 ist die Verteilung der Lektionen der Teilstichprobe bezüglich der fünf Stufen inhaltlicher Kohärenz ersichtlich. Für die Schweiz deuten die Ergebnisse der Beurteilung der inhaltlichen Kohärenz zumindest in den zwanzig zufällig ausgewählten Lektionen auf eine hohe Kohärenz in 65% der Fälle hin.

Abbildung 1

Verstehensorientierte Erarbeitung der Inhalte

Fördert die Lehrperson bei der Erarbeitung der Inhalte ein tiefes Verstehen der vermittelten Konzepte und Prozeduren? Die Beurteilung dieser Frage orientierte sich daran, inwieweit bei der Einführung der Inhalte mathematische Begründungen und Argumente eine Rolle spielten. Positiv bewertet wurden Lektionen, in denen Konzepte und Prozeduren sorgfältig entwickelt und begründet wurden. Die Beurteilung der Vermittlungsqualität fällt für 60% der 20 schweizerischen Lektionen gut aus. Mathematische Konzepte und/oder Prozeduren werden in den Lektionen der schweizerischen Teilstichprobe überwiegend verstehensorientiert entwickelt.

Abbildung 2

Kognitive Aktivierung der Lernenden

Inwieweit wird bei den Lernenden eine aktive, problemlösende Auseinandersetzung mit mathematischen Inhalten herausgefordert? Beurteilt wurde die Chance für die Lernenden, sich eigenständig mit anspruchsvollen Aufgaben und Fragestellungen auseinander zu setzen. Abbildung 3 zeigt, wie die einzelnen Lektionen hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit der kognitiven Aktivierung der Lernenden eingeschätzt wurden. Eine kognitive Aktivierung wird von der Expertengruppe für 50% der Lektionen der schweizerischen Teilstichprobe als wahrscheinlich bis sehr wahrscheinlich eingestuft.

Abbildung 3

Gesamtqualität der Lektionen aus fachdidaktischer Perspektive

Auf der Basis aller beurteilten Dimensionen erstellten die Experten schliesslich eine Gesamteinschätzung der inhaltlichen Unterrichtsqualität aus fachdidaktischer Sicht. Die entsprechende Verteilung der je 20 Lektionen pro Land ist in Abbildung 4 dargestellt.

Abbildung 4

Eingeschränkte Aussagekraft

Es muss nochmals darauf hingewiesen werden, dass diese Urteile sich auf ausführliche schriftliche Unterlagen von nur 20 Lektionen aus jedem Land beziehen und deshalb in ihrer Aussagekraft nicht überschätzt werden sollten. Zu bedenken ist auch, dass sich diese Qualitätsbeurteilung nur auf den Inhaltsaspekt der Lektionen bezieht. Andere, z.B. interaktive Aspekte des Unterrichtsgeschehens, die für die Unterrichtsqualität ebenfalls relevant sind, wurden bei der Beurteilung ausdrücklich ausgeklammert und waren den Experten und Expertinnen auch nicht zugänglich, da diese keinen Einblick in die Videoaufnahmen hatten. top