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Bildungsqualität und Unterrichtsforschung

Bildungswirkungen, wie sie beispielsweise mit Länder vergleichenden Schulleistungstests (z.B. TIMSS oder PISA) erfasst werden, sind nie nur das Ergebnis des schulischen Unterrichts allein, sondern müssen als Ergebnis des Zusammenwirkens unterschiedlicher Faktoren in einem Bildungssystem betrachtet werden. Unterrichtsforschung versucht, empirisch gehaltvolle Modelle für das Zusammenwirken der einzelnen Faktoren zu finden und zu überprüfen.

Unterricht im Kontext des Bildungssystems

Die folgende Abbildung zeigt das unseren Studien zu Grunde liegende Modell der Einbettung des Unterrichtsgeschehens in den Kontext des Bildungssystems (Reusser & Pauli, 1999). In dem auf Cogan & Schmidt (1999), Fend (1998) und Schmidt et al. (1996) aufbauenden Modell werden die Einflussfaktoren zwei Stützsystemen zugeordnet, die auf verschiedenen Ebenen die Qualität des Lehrens und Lernens im schulischen Unterricht beeinflussen. top

Abbildung 1

Angebotsbezogene Faktoren

Auf der einen Seite wird Unterricht als Angebot an die Schüler und Schülerinnen durch folgende Faktoren beeinflusst:

  • Merkmale der Lehrperson (z.B. Kompetenzen, Persönlichkeitsmerkmale, Einstellungen, fachliches Wissen usw.)
  • Merkmale der Schule (z.B. räumliche Ausstattung, die Zusammensetzung und Zusammenarbeit des Lehrerkollegiums, gemeinsame Zielsetzungen usw.)
  • die lokalen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Schule (Strukturmerkmale des Bildungswesens, wie z.B. die Selektionspraxis, curriculare Vorgaben, zugestandene Finanzen, Rekrutierung, Ausbildung des Lehrpersonals usw.)

Nutzungsbezogene Faktoren

Auf der anderen Seite hängt es aber von einem zweiten, dem nutzungsbezogenen Stützsystem ab, inwieweit Schüler und Schülerinnen das unterrichtliche Angebot produktiv zu nutzen im Stande sind. Die schülerseitige Nutzung des unterrichtlichen Angebots wird beeinflusst durch folgende Faktoren:

  • Persönlichkeitsmerkmale der Schüler und Schülerinnen (Vorwissen, Intelligenz, Lernmotivation, Einstellungen, Werthaltungen usw.)
  • Merkmale der Familien der Schüler und Schülerinnen sowie der Gruppe der Gleichaltrigen (z.B. soziales und kulturelles Kapital der Familie, elterliche Unterstützung, Freizeitgestaltung, Werte und Normen der Gruppe der Gleichaltrigen usw.)
  • lokale und gesellschaftliche Kontexte, in denen die Schüler und Schülerinnen aufwachsen (z.B. Stellenwert und Wertschätzung eines Schulfachs und des schulischen Lernens im Allgemeinen, Bedeutung von Schulabschlüssen, Zulassungsbedingungen zu höheren Bildungseinrichtungen usw.)

Bildungsziele

Diese Merkmale des Bildungssystems beeinflussen die Qualität des schulischen Lehrens und Lernens im Unterricht und damit auch die Bildungswirkungen. Unter Bildung ist jedoch mehr zu verstehen als das fachliche Wissen in verschiedenen Schulfächern. Denn unbestritten soll schulische Bildung neben dem Fachwissen auch überfachliche Kompetenzen wie z.B. Lernstrategien und Problemlösungsfähigkeiten fördern, aber auch Interesse und Lernmotivation aufbauen (multikriteriale Sicht der Bildungswirkungen).

Literatur

Cogan, L.S. & Schmidt, W.H. (1999). An examination of instructional practices in six countries. In G. Kaiser, E. Luna & I. Huntley (Eds.), International comparisons in mathematics education (pp. 68- 85). London: Falmer Press (Studies in Mathematics Education Series: 11)

Fend, H. (1998).Qualität im Bildungswesen. Schulforschung zu Systembedingungen, Schulprofilen und Lehrerleistung. Weinheim: Juventa.

Reusser, K. &Pauli, C. (1999). Unterrichtsqualität: Mulitdeterminiert und multikriterial. Manuskript. Pädagogisches Institut der Universität Zürich.

Schmidt, W.H. et al. (1996). Characterizing pedagogical flow. An investigation of mathematics and science teaching in six countries. Dordrecht: Kluwer.