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Arbeitstitel: Selbstreflexives Lernen im schulischen Kontext. Eine Interventionsstudie auf der Basis eines quasi-experimentellen Designs in Realschulen in Baden-Württemberg
Dauer: 2007-2009
Projektleitung: Prof. Dr. Katharina Maag Merki
Projektmitarbeiterinnen: Dr. Antje Ehlert, Dipl.-Päd. Silke Werner
Kooperationspartner: Prof. Dr. Alfred Holzbrecher, Prof. Dr. Hans-Georg Kotthoff, Prof. Dr. Timo Leuders, Pädagogische Hochschule Freiburg/Brsg.
Das Projekt SERELISK ist ein Projekt im Programm Bildungsforschung der Landesstiftung Baden-Württemberg.
Im Rahmen der theoretischen Modellierung von Lernprozessen nimmt das selbstreflexive Lernen und damit die Fähigkeit, den eigenen Lernprozess zu planen, zu überwachen und in Bezug auf seine Ziele hin zu beurteilen, sowohl bei Lehrpersonen wie auch bei Schüler/innen eine zentrale Bedeutung ein. Trotz der hohen Bedeutung des selbstreflexiven Lernens sowohl für die Schüler/innen wie auch für die Lehrpersonen sind diese Lernformen bisher in der Praxis nur ungenügend realisiert und in Forschungsstudien kaum untersucht worden. In dieser längsschnittlich angelegten Interventionsstudie wird das selbstreflexive Lernen von Lehrpersonen systematisch in Bezug gesetzt zum selbstreflexiven Lernen der Schüler/innen. Mit quasi-experimentellem Design wird untersucht, welchen Einfluss kooperativ-reflexive Prozesse zwischen Lehrpersonen auf die Gestaltung eines selbstaktivierenden Unterrichts und auf die Entwicklung der Fähigkeit der Schüler/innen haben, den eigenen Lernprozess zu steuern und zu überwachen. 13 Realschulen in Baden-Württemberg beteiligten sich auf freiwilliger Basis an dieser Studie. Die Einteilung der Lehrpersonen und ihrer Klassen in eine Experimental- und eine Kontrollgruppe erfolgte nach empirischen Kriterien. Es wurden im Verlauf eines Schuljahres schriftliche Befragungen von Lehrpersonen (drei Erhebungszeitpunkte, N=63), schriftliche Befragungen von Schüler/innen inkl. Leistungstests (zwei Erhebungszeitpunkte, N=1598) sowie zwei Impulsveranstaltungen durchgeführt.
Die Untersuchungsergebnisse legen u.a. offen, dass es im Interventionszeitraum gelungen ist, die Intensität unterrichtsfokussierter Kooperation durch die Interventionen zu erhöhen. Allerdings kann die durchschnittliche Intensitätssteigerung von „ca. 1- bis 2-mal halbjährlich“ auf „ca. 1-mal monatlich“ vor dem Hintergrund der Projektintentionen nicht als hoch bewertet werden. Dennoch meldeten die Lehrpersonen der Experimentalgruppe mehrheitlich positive Wirkungen der Zusammenarbeit in Bezug auf ihren Unterricht und das Lernen der SchülerInnen zurück, weniger jedoch hinsichtlich des Umgangs mit belastenden Situationen im Lehrerberuf. Diesbezüglich konnte aber gezeigt werden, dass eine intensive Kooperation in einem positiven Zusammenhang mit der Wahrnehmung eines Kooperationsertrags steht. Als problematischer Faktor der Umsetzung unterrichtsfokussierter Kooperation wurden von den Lehrpersonen sehr deutlich Zeitkonflikte (z.B. Terminfindung, Zeitaufwand) benannt. Zudem zeigen die Analysen, dass es grosse Unterschiede zwischen den Lehrpersonen gegeben hat, inwiefern sie sich im Projekt engagiert haben. Insgesamt meldeten die Lehrpersonen der Experimentalgruppe mehrheitlich positive Wirkungen der Zusammenarbeit in Bezug auf ihren Unterricht und das Lernen der Schüler/innen zurück. Ein signifikanter Effekt zeigt sich insbesondere in Abhängigkeit des Projektengagements: je intensiver die Lehrpersonen im Projekt kooperiert und sich engagiert haben, desto stärker hat sich die Unterrichtsqualität in diesen Klassen verbessert. Als problematischer Faktor der Umsetzung unterrichtsfokussierter Kooperation wurden von den Lehrpersonen sehr deutlich Zeitkonflikte (z.B. Terminfindung, Zeitaufwand) benannt.
Arbeitstitel: «Nachhaltigkeit extern initiierter unterrichtszentrierter Kooperation von Lehrpersonen (EiKo)» Eine empirische Untersuchung der Teamentwicklung und Institutionalisierung unterrichtszentrierter Lehrerkooperation an Realschulen in Baden-Württemberg
Dauer: 2010-2011
Projektleitung: Prof. Dr. Hans-Georg Kotthoff, Pädagogische Hochschule Freiburg/Brsg.
Projektmitarbeiterin: Dipl.-Päd. Silke Werner
Kooperationspartnerin: Prof. Dr. Katharina Maag Merki
Vor dem Hintergrund der Befundlage der Hauptstudie von Serelisk und in Auseinandersetzung mit der Theorie und empirischen Forschungslage stellt sich die Anschlussforschungsfrage „In welcher Form und Intensität findet unterrichtsfokussierte Kooperation an den Projektschulen 2 Jahre nach dem Projekt Serelisk (Phase 2) statt?“ Dieser Frage wurde im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstudie zwei Jahre nach Abschluss der Interventionen nachgegangen. Grundlage dieser Überlegungen bilden Befunde, die darauf hinweisen, dass eine Etablierung nachhaltiger und effektiver Professionalisierungsformen, wie sie die unterrichtsfokussierte Kooperation im Projekt Serelisk vorsieht, als langfristiger und kontinuierlicher Prozess im Sinne eines „Continuing Professional Development“ (Day & Sachs 2004) betrachtet werden muss und nicht in kurzer Zeit realisiert werden kann (vgl. Day & Sachs 2004, Desimone 2009, Rürup, Fussangel & Gräsel 2010). So verdeutlichen Ergebnisse aus anderen Professionalisierungsprojekten wie beispielsweise „Chemie im Kontext“ (Gräsel, Fussangel & Parchmann 2006) oder „Biologie im Kontext“ (Bayrhuber et al. 2007), dass eine Implementationsdauer von einem Jahr noch keine validen Informationen darüber liefert, inwiefern die entsprechenden Professionalisierungsformen in der schulischen Praxis nachhaltig verankert werden konnten. Die Befunde der Serelisk-Hauptstudie liessen vermuten, dass in der Projektzeit von einem Jahr wichtige Schritte in Richtung nachhaltiger Implementation realisiert werden konnten, allerdings erst die Nachfolgephase des Projektes (Phase 2) zeigen kann, wie nachhaltig diese Prozesse tatsächlich angestoßen wurden.
Die Bearbeitung dieser Forschungsfrage erfolgte mittels einer standardisierten Fragebogenbefragung. Die Erfassung verschiedener Merkmale der Form und Intensität der Kooperationen war bereits Gegenstand der Pre- und Post-Fragebogenbefragung in der Serelisk-Hauptstudie. Folglich wurden, um die Entwicklungen bzw. die Nachhaltigkeit der Serelisk-Maβnahmen zu erheben, u.a. ausgewählte Skalen zur Kooperation aus der Pre- und Post-Fragebogenbefragung der Hauptstudie Serelisk erneut eingesetzt.
Als Stichprobe für die Fragebogenbefragung wurden alle 63 Projektlehrpersonen (Experimentalgruppe: N=36; Kontrollgruppe: N=27) der 13 Realschulen in Baden-Württemberg anvisiert, die sich an der Studie Serelisk von 2007-2009 beteiligten. Die Teilnahme der Lehrpersonen beruhte dabei auf freiwilliger Basis.
Die Untersuchung der Kooperationspraxis zwei Jahre nach dem Interventionsende, an der sich 60% (N=38; Experimentalgruppe: N=24; Kontrollgruppe: N=14) aller Projektlehrpersonen beteiligten, ergab, dass 58% (N=22) der antwortenden Projektlehrpersonen auch zu diesem Zeitpunkt in kooperative Aktivitäten zum Mathematikunterricht eingebunden und hierunter tendenziell mehr Personen der ehemaligen Experimentalgruppe als Lehrpersonen der Kontrollgruppe waren. Ein Zusammenhang zwischen der Kooperation im Schuljahr 2009/2010 und der Teilnahme am Projekt Serelisk herzustellen, gelang allerdings lediglich für die Kooperation von fünf Projektlehrpersonen. Das selbstregulierte Lernen, welches durch die Intervention angeregt werden sollte, spielte in allen Kooperationen nur eine untergeordnete Rolle, so dass zwei Jahre nach den Interventionen allenfalls sehr eingeschränkt von einer nachhaltigen Kooperationsanregung zu diesem Thema durch das Interventionsprojekt Serelisk gesprochen werden kann.
Arbeitstitel: Kooperation als Instrument gezielter Unterrichtsentwicklung!? Orientierungen von Lehrpersonen bei der Umsetzung eines kooperationsgestützten Interventionsprojektes.
Dauer: 2010 bis voraussichtlich Ende 2016
Projektleitung: Dipl.-Päd. Silke Werner
Die Frage wie Veränderungen von Unterricht in Schulen gezielt implementiert werden können, beschäftigt Bildungspolitik und Schulforschung gleichermassen, auch jenseits der Entdeckung der „Einzelschule als pädagogischer Handlungseinheit“ (Fend 1986) für Schulentwicklung. In der Regel werden den Lehrpersonen einzelne oder mehrere kurzfristige Fortbildungen offeriert. Die Nachhaltigkeit solcher Massnahmen wird jedoch eher kritisch diskutiert, da deren Intensität oftmals nicht ausreicht, um Handlungsroutinen und -kompetenzen von Lehrpersonen so zu erweitern und subjektive Theorien von Unterricht so zu verändern, dass sich Wirkungen in intendierter Form bzw. intendiertem Umfang im Unterricht widerspiegeln. Um diese Defizite zu kompensieren und eine nachhaltige LehrerInnenprofessionalisierung und Unterrichtsentwicklung zu erreichen, wird in neueren Interventionskonzepten zusätzlich die kooperative Zusammenarbeit zwischen Lehrpersonen im Rahmen Professioneller Lerngemeinschaften angeregt, welche durch die Merkmale reflektierter Dialog, De-Privatisierung der Unterrichtspraxis, gemeinsamer Fokus auf Lernen statt Lehren, gemeinsame handlungsleitende Ziele und Zusammenarbeit charakterisiert sind (Bonsen & Rolff 2006). Ziel einer solchen Kooperation ist es folglich „die Qualität des eigenen Arbeitens durch Anregungen und Reflexion zu verbessern und die eigenen Kompetenzen weiterzuentwickeln“ (Gräsel et al. 2006).
Im Rahmen des nach diesen Kriterien aufgebauten Interventionsprojektes Serelisk konnte durch eine Untersuchung zwei Jahre nach Beendigung der Interventionen jedoch gezeigt werden, dass auch diese Form der doppelten Intervention nur eingeschränkt nachhaltig wirkt. Entsprechend steht die Frage nach den Ursachen für die geringe Nachhaltigkeit im Zentrum. Diesem Anliegen widmet sich dieses Dissertationsvorhaben, indem danach gefragt wird: Welche Orientierungen leiten die Lehrpersonen(-teams) bei der Umsetzung des kooperationsgestützten Interventionsprojektes? Und: Inwiefern verändern sich diese Orientierungen im Verlauf und nach der Interventionszeit?
Hierzu werden Gruppeninterviews, die mit 6 der 13 Experimentalgruppen-Lehrpersonenteams zwei Jahre nach dem Interventionsende durchgeführt wurden und Audiomitschnitte von Gruppenarbeitsphasen während der zwei Interventionsveranstaltungen mittels Dokumentarischer Methode ausgewertet.