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Dauer: 2015 bis 2019
Die Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen (SRL) ist praktisch auf allen Schulstufen relevant, auch auf der Sekundarstufe II für die Gymnasien, die in der hier geplanten Studie im Zentrum stehen. Schülerinnen und Schüler, die über diese Fähigkeit verfügen, sind in der Lage, bei der Bearbeitung von schulischen Aufgaben eigene Ziele zu setzen, den Weg zur Erreichung dieser Ziele zu planen, den Lernprozess zu initiieren, zu regulieren und zu überwachen. Das SRL nimmt insbesondere in Bezug auf die Meisterung von komplexen und umfangreichen schulischen Herausforderungen (z.B. Maturaarbeit) einen wichtigen Stellenwert ein. Allerdings ist bislang unklar, welche Strategien dabei besonders bedeutsam sind und ob in unterschiedlichen Fächern unterschiedliche Strategien effektiv sind.
Diese Studie hat daher zwei Ziele. Zum einen wird untersucht, wie Schülerinnen und Schüler vorgehen bzw. welche Strategien sie mit welcher Häufigkeit, Qualität und Vielfalt anwenden, wenn sie die Maturaarbeit verfassen und inwiefern sie sich darin unterscheiden. Zum anderen interessiert uns, welche dieser Strategien für das Verfassen einer exzellenten Maturaarbeit besonders zentral sind. Mit dieser Studie können vertiefte Erkenntnisse zum Lern- und Arbeitsprozess der Schülerinnen und Schüler gewonnen werden, die es den Lehrpersonen und Schulen ermöglichen werden, ihre Schülerinnen und Schüler in der Bearbeitung komplexer Aufgaben erfolgreich zu unterstützen.
Zur Untersuchungsgruppe gehören Schülerinnen und Schüler in Gymnasien der Deutschschweiz, die ihre Maturaarbeit als Einzelarbeit verfassen.
Im Zentrum der Längsschnittstudie steht das Online-Lerntagebuch der Schülerinnen und Schülern, welches sie parallel zur Verfassung der Maturaarbeit erstellen. Zudem werden den Schülerinnen und Schülern in Verbindung mit dem Online-Lerntagebuch verschiedene Online-Tools (z.B. To-Do-Listen, Terminplaner, Mindmap-Funktion) zur Verfügung gestellt, die sie beim Verfassen der Maturaarbeit einsetzen können.
In der Studie wird dieses Online-Lerntagebuch inhaltsanalytisch in Bezug auf die Nutzungshäufigkeit, die Qualität und die Vielfalt der eingesetzten Regulationsstrategien für den ganzen Arbeitsprozess ausgewertet. Zusätzlich werden vier kurze standardisierte Fragebogenbefragungen durchgeführt (vor Beginn des Arbeitsprozesses, nach Abgabe des Konzepts, in der Mitte des Arbeitsprozesses, nach Abgabe der Maturaarbeit), um insbesondere motivational-emotionale Orientierungen, die Planung der nächsten Schritte im Arbeitsprozess sowie das metakognitive Strategiewissen der Schülerinnen und Schüler zu erfassen.
Der wissenschaftliche Ertrag der Studie zeigt sich darin, dass das SRL in längsschnittlicher Perspektive erstmalig im Gymnasium unter Fokussierung einer ‚realen‘ Aufgabe untersucht wird. Die verschiedenen sich ergänzenden Methoden ermöglichen vertiefte Erkenntnisse hinsichtlich des Arbeits- und Lernprozesses der Schülerinnen und Schüler und dessen Effektivität für das Verfassen der Maturaarbeit. Darüber hinaus erweitert der Vergleich der Regulationsprozesse zur Bearbeitung von mathematisch-naturwissenschaftlichen bzw. sozialwissenschaftlich orientierten Maturaarbeiten die bisherigen Erkenntnisse zur Domainspezifität bzw. Generalität von Regulationsstrategien.