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Institut für Erziehungswissenschaft

Dissertationsprojekt: Umstrittene Zukunft

Vergangene Zukunftsvorstellungen um die Berufsbildung der langen 1970er Jahre

Die Berufsbildung steht im Zentrum, wenn gesellschaftliche und politische Zukunftsvisionen verhandelt werden. Dies liegt nicht nur daran, dass die Berufsbildung als öffentliches wahrgenommen wird. Die Berufsbildung wird auch als "kritischer Erfolgsfaktor" für den Nationalstaat gesehen, da sie die politische Schnittmenge für den Erhalt der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, der sozialen Integration und der individuellen Entwicklung bildet. Da die grosse Mehrheit der Jugendlichen in der Schweiz nach der Sekundarstufe I in die Berufsbildung eintritt ist die Berufsbildung umso wichtiger, wenn es um die Zukunft der Gesellschaft geht, sprich: Die Berufsbildung steht im Zentrum, wenn gesellschaftliche und politische Zukunftsvorstellungen verhandelt werden. Dieses Konzept der «Zukunftsvorstellungen» greift das Dissertationsprojekt als Kategorie historischer Analyse auf. Wenngleich Zukünfte per definitionem imaginiert und damit fiktive Erwartungen sind, werden sie in ihrer Repräsentation als Mittel des world-making und in ihrem Charakter – intendiert oder nicht – als performativ begriffen. Das Projekt fokussiert hierbei auf Zukunftsvorstellungen, die im Umfeld der Berufsbildung im engeren Sinne, der Bildungspolitik oder im Rahmen der aus dem Phänomen der 68er entstandenen Lehrlingsgewerkschaften zum Ausdruck gebracht wurden. Dadurch soll die Frage beantwortet werden, wie individuelle und kollektive Akteure im Bereich der beruflichen Bildung die Zukunft imaginierten, kommunizierten und verhandelten. Die Zukunftsvorstellungen werden quellenkritisch erschlossen, kontextuell rekonstruiert und im internationalen Kontext verortet. Konkret knüpft das Projekt an aktuelle Arbeiten an der Schnittstelle zwischen der historischen Zukunftsforschung und der historischen Bildungsforschung an, wobei ersterer in zweiteren Forschungsstrang integriert werden soll. Das kulturhistorisch angelegte Projekt ist nicht zuletzt mentalitätsgeschichtlich von Interesse, indem es die Bildung und Gesellschaft betreffenden vergangenen Bewusstseinsstrukturen zu zeigen sowie das Nachvollziehen kollektiver Integrationsprozesse zu ermöglichen sucht. Dies erscheint insbesondere deshalb lohnend, da sich Zukunftsvorstellungen wesentlich vom tatsächlichen Fortgang der Geschichte unterscheiden können.